Berichte

EM: Nyirad (H)

03.06.2009
Das Team ALL-INKL.COM ging am Pfingstwochenende ausnahmsweise getrennte Wege: René Münnich startete beim 4. Lauf zur Rallycross-Europameisterschaft im AMC Autó és Motorsport Centrum von Nyirad (Ungarn), Mandie August beim 4. Lauf zur Deutschen Rallycross-Meisterschaft auf dem Gründautalring in Gründau.

Münnich war mit großen Erwartungen an den Plattensee gereist, nach dem Aufwärtstrend in den letzten Rennen war sein Ziel klar definiert: das B-Finale! Im freien Training lief es zwar nicht ganz optimal, weil es Probleme mit der Bremsbalance am Skoda Fabia T16 4x4 gab. Münnich: „Im ersten Training hatte ich zu starkes Überbremsen an der Hinterachse, im zweiten hatte ich dann den Bremsdruck zu stark weggeregelt, so dass ich die Räder nicht mal mer zum Blockieren bekam.“ Aber am Ende des freien Trainings lag Münnich an achter Stelle, und auch nach dem Zeittraining lag er noch voll auf B-Final-Kurs – trotz einer nicht optimalen ersten Runde und einem Dreher in der zweiten war er Neunter. Die Zeit: 47,37 Sekunden. Damit war Münnich knapp zwei Sekunden schneller als beim 2008er Rennen. Nur um 16 Hundertstelsekunden hatte sich dagegen die Zeit des Trainingsschnellsten gegenüber dem Vorjahr verbessert...

Im ersten Heat musste Münnich gegen Guttorm Lindefjell, Stig-Olov Walfridsson und Pavel Koutny antreten. Das roch nach einem Crash gleich in der ersten Kurve, und so kam es auch: „Crash Kid“ Lindefjell fuhr Koutny ein Rad ab. Münnich überstand das Getümmel, weil er sich bewusst zurückgehalten hatte, und lag nun hinter Walfridsson an zweiter Stelle. Münnich: „Da Stig-Olov etwas langsamer als ich unterwegs war, ging ich gleich in der ersten Runde in die Joker Lap.“ Danach konnte er wieder auf Walfridsson aufholen.

Dann holte ihn aber wieder das Pech ein, das ihn schon die gesamte Saison begleitet, diesmal in Form eines Reifenschadens. Münnich: „Diesen Heat hätte ich sicher gewonnen. Walfridsson war am Ende Achter, bei mir hätte es also für Position fünf oder sechs gereicht.“

Im zweiten Heat kam Münnich heil durch, wurde allerdings durch ein Gerangel am Start (kostete zwei Sekunden) und zwei kleine Fahrfehler (noch mal zwei Sekunden) eingebremst. Immerhin: Das war Platz 13. Rechnet man die vier Sekunden ab, wäre es vielleicht Platz fünf oder sechs gewesen.

Nun musste noch eine gute Zeit im dritten Heat her, aber dieser Plan platzte schon in der ersten Kurvenkombination. Münnich: „Mir ist von einem Gelenk der Antriebswelle die Verzahnung abgeschert. Anstatt Isachsen und Eriksson zu einer Top-Zeit zu folgen, musste ich leider aufgeben.“ Sorgen wegen der Antriebswellen macht sich Münnich allerdings nicht: Das Team sammle immer noch Erfahrungen, außerdem seien die Wellen nicht so teuer. Jetzt würde eben das Wechselintervall verkürzt. Und trotzdem sagte Münnich nach dem Rennen: „Ich bin enttäuscht.“

Am Telefon hörte er dann extrem frohe Kunde aus Deutschland: Mandie August hatte mit ihrem VW Polo S1600 auf dem Gründautalring ihr bisher mit Abstand bestes Ergebnis erzielt: Platz zwei im Finale der Division 1A. Das war schon großartig. Eine Sensation war dann allerdings das, was nach ein paar Minuten Rechnerei klar wurde: Mandie August liegt jetzt in der Meisterschaft der Produktionswagen hinter Titelverteidiger Rolf Volland auf Platz zwei! Und das in ihrer erst zweiten Saison als Rallycross-Pilotin.

Sind die Ergebnisse schon sehr beeindruckend, geradezu atemberaubend war die Art und Weise, wie Mandie August sie herausgefahren hat – völlig souverän, immer mit Köpfchen und schnell, wenn es darauf ankam. Bei ihrer Fahrt zum zweiten Platz ließ sie sich auch durch große Namen nicht schrecken. So hatte zum Beispiel Hans Kirchhof, Lokalmatador und dreifacher Deutscher Rallycross-Meister mehrere Male das Nachsehen.

Schon im Zeittraining deutete die zurzeit schnellste Frau im europäischen Rallycross-Zirkus an, wie stark sie sich verbessert hat. Pfingsten 2008 fuhr sie im Training ihre beste Runde auf dem fahrerisch extrem anspruchsvollen Gründautalring in gut 35 Sekunden, diesmal brauchte sie nur noch 30,85 Sekunden. Und ihre Gesamtzeit im ersten Heat über vier Runden (2:07,08 Minuten) war nur drei Sekunde langsamer als die von Rolf Volland, sie war aber gut eine halbe Sekunde schneller als der mehrfache Berg-Europameister Herbert Stenger im Ford Focus T16 4x4 mit doppelt so viel PS unter der Haube.

Im Ziel strahlte Mandie August, nahm die Glückwünsche der Konkurrenz entgegen und sagte: „Ja, es macht mir immer noch großen Spaß!“ Außerdem bedankt sie sich an dieser Stelle noch einmal bei den Fahrerkollegen, die ihr nach dem unfreiwilligen Ausritt im freien Tarining geholfen hatten, den Polo wieder fit fürs Rennen zu machen.

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